DUH
warnt vor den aktuellen Werbeangeboten und Versprechen der Autokonzerne
für den Neukauf von Diesel-Pkw – Der schmutzigste derzeit von der DUH
gemessene Diesel-Pkw ist ein
Audi A8 der aktuellen Abgasstufe Euro 6 mit auf der Straße gemessener
24-facher Überschreitung der Stickoxid-Laborgrenzwerte –
Diesel-Fahrverbote werden 2018 auch für besonders schmutzige Euro 6
Diesel kommen – Solange sich die Automobilindustrie verweigert,
bei Diesel-Neuwagen die Einhaltung der Abgasgrenzwerte auch auf der
Straße und dies auch bei winterlichen Temperaturen sicherzustellen,
sollten Verbraucher Diesel-Neuwagen meiden – Effiziente Erdgas-,
Elektro-, oder Benzin-Hybridfahrzeuge stehen als Alternative
zur Verfügung
Berlin, 8.8.2017: Zur Ankündigung verschiedener Autohersteller, „Umweltprämien“ für den Neukauf von
Diesel-Pkw bei gleichzeitiger Abmeldung bzw. Verschrottung von Diesel-Pkw der Abgasstufen Euro 1 bis 4 auszuzahlen, erklärt
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH:
„Wir
warnen vor dem Kauf von Euro 6 Diesel-Pkw, die aktuell durch einige
Hersteller mit Umweltprämien für den Fall der Abmeldung bzw.
Verschrottung von alten Diesel-Pkw angeboten
werden. Bezogen auf die Stickoxid-Emissionen sind sogar Euro 3 Diesel
im Durchschnitt sauberer als die bis September 2016 verkauften Euro 5
Diesel. Aktuelle Abgasmessungen zeigen bei nicht wenigen Euro 6 Diesel
die höchsten je von der DUH gemessenen Werte
des Diesel-Abgasgiftes NOx. Solange die Automobilindustrie Diesel
verkauft, die auf der Straße schmutzigere sind als im Labor erlaubt,
werden wir im Rahmen unserer Gerichtsverfahren für diese Pkw Fahrverbote
durchsetzen und auf Aufhebung der Typzulassung klagen.
Verbraucher, die derzeit einen Neuwagen erwerben wollen, sollen
ausschließlich effiziente Fahrzeuge mit Erdgas-, Elektro-, oder
Benzinhybridantrieb wählen.“
Einen
kürzlich untersuchten Audi A8, Abgasnorm Euro 6, hat die DUH im Rahmen
ihres Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) mit knapp 2.000 mg NOx/km unter
realen Bedingungen gemessen;
das Fahrzeug hatte damit 24-mal höhere Stickoxid-Werte auf der Straße
als bei der Laborprüfung erlaubt. Andere gemessene Euro 6 Diesel
unterschiedlichster Hersteller überschritten die NOx-Grenzwerte von Euro
1 bis 4 Altfahrzeugen erheblich.
„Es
ist ein schlechter Witz, dass Autokonzerne und Politik nun zum
undifferenzierten Kauf von Diesel-Neuwagen aufrufen. Wie weit haben sich
die Regierungspolitiker von ihren
Wählern entfernt, dass sie kaum zwei Jahre nach Aufdeckung des
Dieselgates Werbeaktionen für schmutzige Euro 6 begrüßen? Spätestens mit
dem Stuttgarter Richterspruch müsste der Bundesregierung klar geworden
sein, dass Placebo-Lösungen die Luft nicht sauber
machen und die von uns gerichtlich durchgesetzten Diesel-Fahrverbote
das einzig wirksame Mittel sind, die Industrie zu verpflichten, ab
sofort nur noch saubere Neufahrzeuge zu verkaufen und alle knapp neun
Millionen Euro 5 und 6 Bestandsdiesel mit Harnstoff-Katalysatoren
technisch so nachzurüsten, dass sie im realen Betrieb auf der Straße
die Euro 6 Abgaswerte einhalten. Nur so werden die beim Fahrzeugkauf von
den Herstellern betrogenen Diesel-Autobesitzer keinen Wertverlust
erleiden, ihre Mobilität erhalten und die Luft in
unseren Städten kann wieder unbesorgt eingeatmet werden“, so Jürgen Resch weiter.
Am
31.7.2017 hat die DUH ein „Acht-Punkt-Sofortprogramm für saubere Luft“
vorgestellt, das entgegen der Placebo-Maßnahmen der Autoindustrie
wirklich wirksame Lösungen für saubere
Luft bietet.
Die notwendigen Maßnahmen des „Acht-Punkte-Sofortprogramm für saubere Luft“:
1.
Verbindliche Zusage der Autokonzerne, ab 1.1.2018 nur noch
Diesel-Neuwagen zu verkaufen, die den Euro 6-Grenzwert für NOx von 80
mg/km auf der Straße einhalten (gemäß RDE-Abgasmessung
und dies bei Temperaturen bis minus 15 Grad Celsius).
2.
Verstärkung des Angebots sauberer und effizienter Antriebstechnologien
bei Neufahrzeugen noch im Jahr 2018 (Erdgas-, effiziente Benzin-Hybrid-
und Elektroantriebe).
3.
Verpflichtender Rückruf sämtlicher Euro 5 + 6 Diesel-Fahrzeuge zur
Hardware-Nachbesserung der Abgasreinigungsanlage und Einhaltung des Euro
6-Grenzwerts für NOx von 80 mg/km
auf der Straße (gemäß RDE-Abgasmessung).
4.
Nachrüstprogramm für alle Euro 5/V + 6/VI leichte Nutzfahrzeuge
(Liefer- und Handwerkerfahrzeuge) auf aktuelle Euro 6/VI
SCR-Technologie.
5.
Sonderinfrastrukturprogramm für einen „Sauberen ÖPNV“: Verpflichtung
und Ertüchtigung der Kommunen, dass bis spätestens 1.7.2018 alle
ÖPNV-Busse entweder über SCR-Katalysator
und Partikelfilter verfügen und die Euro 6 Abgaswerte einhalten oder
durch Neufahrzeuge mit Erdgas- oder Elektroantrieb ersetzt werden.
Ausbau des Angebots an Nahverkehrsleistungen wie Streckenausweitung,
Taktverdichtung und Ausdehnung der Betriebszeiten.
6.
Einführung der Sammelklage ins deutsche Recht, um dem Verbraucher
verbesserte Rechte gegenüber betrügerischen Unternehmen zu geben.
7.
Transparenzzusage der Industrie: Verpflichtung zur Veröffentlichung der
RDE-Messwerte aller Fahrzeugmodelle für CO2 und NOx (für den
Temperaturbereich minus 15 Grad Celsius
bis plus35 Grad Celsius) und des fahrzeugspezifischen
Temperaturbereichs mit von der Software gesteuerter, ordnungsgemäßer
Abgasreinigung.
8.
Transparenz der Behörden: Offenlegung aller CO2- und Emissionsbezogener
Daten durch das Kraftfahrtbundesamt: Die Automobilindustrie stimmt der
Veröffentlichung aller für die
Nachprüfung von CO2- und Abgaswerten notwendigen Fahrzeugdaten sowie
der gefundenen illegalen sowie der für "legal" erklärten
Abschalteinrichtungen ausdrücklich zu.
Links:
Pressemitteilung
der DUH vom 16.6.2017: Der schmutzigste Diesel ist ein Audi A8 der
Abgasstufe Euro 6: Deutsche Umwelthilfe misst bei Straßenmessungen
höchste je gemessene NOx-Werte
eines Diesel-Pkw: http://l.duh.de/p170616b
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