Industrielle Krillfischerei bedroht Pinguine, Wale und Robben
Greenwich Island/Antarktis, 22. 3. 2018 –
In den eisigen Gewässern nahe Greenwich Island protestieren heute
Greenpeace-Aktivisten für den Schutz der Antarktis vor der
umweltschädlichen Krillfischerei. Die Umweltschützer harren in einer
Überlebenskapsel aus, die sie am Heck des ukrainischen Krillfangschiffes
„More Sodruzhestva“ befestigt haben. Auf Bannern fordern sie „Protect
the Antarctic“. Zuvor dokumentierten sie, wie das Fangschiff mitten in
einem potenziellen Meeresschutzgebiet auf Beutezug ging. „Die
Krillindustrie fischt Pinguinen, Walen und Robben die Nahrung weg“, sagt
Thilo Maack, Greenpeace-Meeresexperte an Bord. „Krill ist die Basis des
antarktischen Nahrungsnetzes. Wir dürfen nicht zulassen, dass die
Krillfischerei weiter diesen fragilen Lebensraum bedroht.“
Der Trawler liegt längsseits der
„Skyfrost“, einem Kühlschiff unter der Flagge Panamas. Das Schiff ist im
Besitz eines griechischen Eigners. „Greenpeace-Recherchen (http://act.gp/2oYAdLb)
zeigen: Krillfangschiffe laden häufig ihren Fang in Buchten um, in
deren Nähe sich auch Pinguin- und Robbenkolonien befinden. Damit
ignorieren sie die Warnung der Antarktis-Kommission CCAMLR (Commission
for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources). „Die
Krilltrawler gefährden mit solchen Geschäftspraktiken die antarktische
Tierwelt“, sagt Maack.
Das Greenpeace-Expeditionsschiff „Arctic
Sunrise“ dokumentiert und erforscht seit Januar mit einem Expertenteam
das sensible Ökosystem der Antarktis. Die Klimaerhitzung öffnet bislang
mit Eis bedeckte Regionen für die industrielle Krillfischerei. Ein
Großteil des Fangs geht als Futter in die Fischzucht. Weitaus
profitabler ist jedoch das Geschäft mit Krillöl zur Produktion von
Omega-3-Nahrungsergänzungsmitteln. Deutschland ist nach den USA und
China der drittgrößte Markt. „Niemand muss auf Krill aus der Antarktis
zurückgreifen, um seinen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken. Es gibt
Alternativen, zum Beispiel auf Mikroalgenbasis“, so Maack.
Über Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer
entscheidet die internationale Antarktis-Kommission CCAMLR. Auf der
nächsten Sitzung im Oktober steht ein Schutzgebiet für das antarktische
Weddellmeer zur Abstimmung. Mit einer Fläche von 1,8 Quadratkilometern,
also fünfmal so groß wie Deutschland, wäre es das bisher größte
Meeresschutzgebiet weltweit. Greenpeace fordert, dass die neue
Bundesregierung den von Deutschland eingebrachten Schutzgebietsvorschlag
gegen Länder mit starken Fischereiinteressen wie Norwegen, China,
Südkorea und Russland durchsetzt.
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