21. März 2018

Die ignorierte Wasserkrise - WWF: Klimawandel bringt globalen Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht. EU-Prüfung: Gewässerschutz in Deutschland droht Abschwächung.

WWF World Wide Fund For Nature

Berlin (ots) -

 - Interaktive Weltkarte zur Wasserkrise: http://panda.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=96a8acfe4a9046fb8ddeb32e5f43%208b%2080&shareWithWebMap=true

Durch den Klimawandel droht bis 2030 eine gefährliche Verschärfung der weltweiten Wasserkrise - vor allem im Zusammenspiel mit dem zu erwartenden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern. Davor warnt die Naturschutzorganisation WWF angesichts des Weltwassertags am 22. März. "Die Wasserkrise ist zwar bekannt, aber immer noch ein blinder Fleck beim Klimaschutz", kritisiert Philipp Wagnitz, Referent für Süßwasser beim WWF Deutschland. "Dürren, Fluten oder die Versalzung von Wasservorkommen - der Klimawandel bringt den Wasserhaushalt der Erde aus dem Gleichgewicht. Doch die Anpassung an diese Veränderungen spielt in den Plänen der Staatengemeinschaft bisher nur eine untergeordnete Rolle." Betroffen sind laut dem Experten vor allem Regionen in Afrika, dem Nahen Osten, Nordchina oder auf dem indischen Subkontinent. In vielen dieser Gebiete werden die Wasserressourcen schon heute übernutzt.

"In den vergangenen 100 Jahren sind weltweit mehr als 50 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden. Diese Ökosystem sind nicht nur Heimat für bedrohte Tiere und Pflanzen, sondern stellen auch dem Menschen sauberes Trinkwasser zur Verfügung", so Wagnitz. Der WWF fordert dahe, die globale Fläche der geschützten Feuchtgebiete bis 2030 zu verdoppeln. Derzeit fallen rund 220 Mio. Hektar unter die RAMSAR-Konvention zum Schutz von Mooren, Auwäldern oder Flüssen. "Wer Trinkwasser, saubere Energie und genug Essen für alle Menschen will, muss die Wasserkrise im Angesicht des Klimawandels lösen. Wasser sparen allein wird dieser globalen Herausforderung allerdings nicht gerecht. Entscheidend ist, die natürlichen Grenzen von Wassereinzugsgebieten anzuerkennen und sie nicht auszubeuten." Auch in Deutschland und Europa könnte laut WWF "Ungemach drohen". Die europäische Wasserrahmenrichtline, die Flüsse, Seen und unser Grundwasser schützen soll, steht aktuell auf dem Prüfstand der EU-Kommission. Derzeit werden für 92% der deutschen Fließgewässer die Ziele der Richtlinie nicht erfüllt. Der WWF warnt davor, daraus den Schluss zu ziehen, die Vorgaben aufzuweichen. "Finger weg von der Wasserrahmenrichtlinie", das ist die eindeutige Botschaft des WWF. Statt einer Überarbeitung brauche es mehr Geld, mehr Personal und den politischen Willen, um die praktische Umsetzung vor Ort angemessen durchzusetzen und auf Verstöße etwa durch Industrie oder Landwirtschaft zu reagieren.

Zahlen und Fakten rund ums Wasser

Obwohl unser Planet zu mehr als 70 Prozent mit Wasser bedeckt ist, wird Wasser für eine wachsende Weltbevölkerung zunehmend ein knappes Gut. Denn gerade mal drei Prozent sind trinkbares Süßwasser, und wiederum nur ein Drittel davon ist für die menschliche Nutzung erreichbar.

Auf der Erde leben derzeit ca. 7,5 Milliarden Menschen in rund 30 Jahren werden es 10 Milliarden sein. Das globale Bevölkerungswachstum ist einer der Haupttreiber von Wasserknappheit, denn je mehr Menschen auf der Welt leben, desto mehr Wasser wird für die Gesellschaft und zur Herstellung unserer Konsumgüter benötigt. Dabei geht es neben dem direkten Verbrauch im Haushalt (ca. 120 Liter pro Person pro Tag in Deutschland) vor allem um den indirekten Verbrauch durch den Konsum (z.B. Lebensmittel oder Kleidung) und Dienstleistungen. Dieser indirekte Wasserbedarf ist in Deutschland mit knapp 5200 Litern pro Person und Tag um mehr als das 40fache größer als der direkte Verbrauch.

Weltweit haben heute 89 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nach der Definition von WHO bedeutet das: Wasser, das nicht verunreinigt und jederzeit verfügbar ist.

Trinkwasser allein reicht noch nicht: Menschen brauchen auch Zugang zu Toiletten und sanitären Einrichtung. Hier ist die Quote deutlich geringer. Nur 68 Prozent der Weltbevölkerung hat heute Zugang zu einer sanitären Einrichtung, die den Vorstellungen der UN entspricht.

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