EU-Parlament
stimmt über schrittweise Senkung der Obergrenze von bisher sieben
Prozent Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse bis 2030 ab – Abholzungen
wertvoller tropischer Regenwälder würde sich damit
fortsetzen – Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Verbot der Beimischung
von Pflanzenölen in Diesel und Benzin – Biokraftstoffe aus Pflanzenölen
sollten zukünftig nicht mehr als erneuerbare Energien anerkannt werden
Berlin, 16.1.2017: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert das EU-Parlament auf, sich für ein umgehendes Verbot der Beimischung von Palmöl und anderen Pflanzenölen in Kraftstoffen auszusprechen. Anlass ist die Abstimmung des EU-Parlaments am 17.1.2018 über eine Neufassung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie. Diese ist Teil des Gesetzespaketes zur Umsetzung der Europäischen Energieunion.
Der dem Parlament
vorliegende Entwurf des EU-Fachausschusses für Industrie, Forschung und
Energie sieht zum Thema Biokraftstoffe nur eine schrittweise Senkung
der Obergrenze für Biokraftstoffe auf Pflanzenbasis von
momentanen sieben auf null Prozent im Jahr 2030 vor. Die DUH kritisiert
diesen Vorschlag als nicht ambitioniert genug. Durch die nur
schrittweise Reduzierung wäre auch für das kommende Jahrzehnt eine
Beimischung von problematischen Pflanzenölen mit deren negativen
Auswirkungen für Umwelt und Klima zulässig.
Die Entscheidung
des EU-Parlaments ist vor allem wichtig, da sich der
EU-Energieministerrat bereits im Dezember 2017 dafür ausgesprochen hat,
an der geltenden Obergrenze von sieben Prozent für Biokraftstoffe aus
Anbaubiomasse bis 2030 festhalten zu wollen. Das EU-Parlament muss die
Chance nutzen, um schnellstmöglich das Ende von umwelt- und
klimaschädlichen Biokraftstoffen einzuleiten und auf Elektromobilität
umzuschwenken.
Die
steigende Nachfrage von Palmöl wirkt sich insbesondere auf die
Hauptanbauländer Südostasiens aus, in
denen große Regenwaldflächen den wachsenden Palmölplantagen weichen
müssen. Neben der Entwaldung, die zum Verlust wichtiger Lebensräume
verschiedenster Tier- und Pflanzenarten führt, hat die Palmölproduktion
aufgrund der CO2-Freisetzung erhebliche Auswirkungen
auf das Weltklima und ist gleichzeitig auch Auslöser enormer
gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Konflikte. Die energetische
Nutzung von Palmöl spielt global zwar eher eine untergeordnete Rolle, in
Deutschland und der EU ist der Palmölanteil in Biokraftstoffen
jedoch mit bis zu 55 Prozent außerordentlich hoch.
Sascha Müller-Kraenner,
Bundesgeschäftsführer der DUH, fordert deshalb: „Das EU-Parlament
muss mit seiner Abstimmung zu dem Gesetzesrahmen ein Signal setzen und
bindende Biokraftstoffquoten beenden sowie die Beimischung von
Pflanzenölen in Benzin und Diesel umgehend verbieten.
Außerdem sollten Biokraftstoffe aus Pflanzenölen in Zukunft generell
nicht mehr als erneuerbare Energien anerkannt und als solche im
Verkehrssektor angerechnet werden.“
Schließlich lasse die europäische Richtlinie für Erneuerbare
Energien zahlreiche andere Möglichkeiten zur Minderung von
Treibhausgasen zu, als die Beimischung von Palmöl und anderen
Pflanzenölen. „Im Verkehrssektor muss der Klimaschutz durch neue CO2-arme
Antriebssysteme und eine Mobilitätswende vorangetrieben werden“, so Müller-Kraenner weiter.
Die
angeblich positive Klimabilanz, die bislang als Argument für die
Förderung biogener Kraftstoffe angeführt
wurde, muss in Frage gestellt werden. Studien, wie die der europäischen
Umweltorganisation Transport & Environment, belegen 80 Prozent
höhere Treibhausgasemissionen von Diesel mit Palmölbeimischung als von
Diesel mit Mineralöl. Grund dafür sind die Treibhausgasemissionen
aus der indirekten Landnutzung durch die Palmöl-Plantagen. Biosprit sollte ausschließlich aus Abfall- und Reststoffen oder aus Biomasse, die
nicht in Konkurrenz mit dem Anbau für Lebens- und Futtermitteln steht, hergestellt werden.
Links:
Mehr Informationen zur DUH-Kampagne „Kein Palmöl in den Tank“:
http://www.duh.de/themen/natur/planetare-grenzen/palmoel-wichtiger-rohstoff-oder-klimakiller/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen