Deutsche
Energieagentur (dena) setzt mit neuer Gebäudestudie weiter auf
konventionelle Heiztechnologie – Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert
Schlussfolgerung
der dena als unrealistisch, so trotzdem die Klimaschutzziele 2050
erreichen zu können
Berlin, 17.10.2017:
Zeitlich passend zu den Sondierungsgesprächen und anstehenden
Koalitionsverhandlungen
stellt die Deutsche Energie-Agentur (dena) heute in Berlin die
Ergebnisse ihrer „Gebäudestudie“ vor. Laut der Studie sieht die dena
auch 2050 noch fossile Gas- und Ölheizungen im Gebäudebereich. Unter dem
Deckmäntelchen der Technologieneutralität sollen bestehende
Strukturen zementiert und fossile Technologien möglichst lange im Markt
gehalten werden. Der Klimaschutz kommt dabei eindeutig zu kurz. Vor
diesem Hintergrund ist das Erreichen der Klimaziele vollkommen
unrealistisch, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH).
Die DUH sieht die neue Regierung in der Verantwortung, genau hier den
Fokus setzen, um die Potenziale im Gebäudebereich zu heben.
Für
den Gebäudebereich setzt die Dena auf einen sogenannten
„technologieoffenen Pfad bis 2050“, womit sich laut deren Berechnungen
angeblich auch das Reduktionsziel von 95 Prozent
Treibhausgas-Emissionen realisieren lässt. Neben konventionellen
Kraftstoffen soll ein erheblicher Anteil von synthetischem Gas und Öl
die Wärmeversorgung im Gebäudebereich sichern. Da die Grundlagen nicht
transparent sind, lassen sich die Berechnungen jedoch
nicht nachvollziehen und sind damit nicht kontrollierbar. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH kritisiert:
„Die dena scheint nicht zu verstehen, dass in einem klimaneutralen
Gebäudebereich kein Platz mehr für fossile Heizungen ist. Ab 2030 dürfen
keine Öl- und Gaskessel mehr verbaut werden. Meinen wir es ernst mit
den Klimazielen, muss unsere Versorgung bis 2050
fast vollständig auf der Basis von Wärmepumpen und dekarbonisierten
Wärmenetzen umgestellt werden. Die Anteile von synthetischem Gas in
privaten oder öffentlichen Gebäuden werden dann minimal sein.“
Aufgrund
des hohen Energieaufwands bei der Herstellung sowie schlechter
Wirkungsgrade gegenüber der direkten Nutzung von Strom, sind
synthetische Brenn- und Kraftstoffe aus Power-to-Gas-
bzw. Power-to-Liquid-Anlagen nur unter Verwendung von Strom aus nahezu
100 Prozent erneuerbaren Energien klimadienlich – aktuell beträgt ihr
Anteil 31,7 Prozent am Bruttostromverbrauch. Mit ihrer Nutzung steigt
zudem der erforderliche erneuerbare Strombedarf
überproportional an. Da es bis jetzt keine glaubwürdige Antwort auf die
Frage gibt, wo die Masse an erneuerbarem Strom herkommen soll, dürfen
synthetische Brenn- und Kraftstoffe nur dort zum Einsatz kommen, wo die
direkte Nutzung erneuerbarer Energien bzw.
erneuerbaren Stroms nicht oder nur begrenzt möglich ist. Das betrifft
insbesondere den Schiffs- und Flugverkehr und die industrielle
Prozesswärme – nicht primär den Gebäudebereich.
Aus
Sicht der DUH muss für das Erreichen der Klimaziele im Gebäudebereich
oberste Prämisse die Reduktion des Endenergiebedarfs sein. An zweiter
Stelle steht die objektnahe Erzeugung
von erneuerbarer Wärme, gefolgt vom Einsatz erneuerbaren Stroms über
effiziente Technologien wie Wärmepumpen. Um diese Entwicklung zu
unterstützen, müssen die bestehenden Energiesteuern um eine CO2-Komponente
erweitert werden, um die ökologischen
Folgekosten einzupreisen und so die Wettbewerbsfähigkeit von
Effizienzmaßnahmen und erneuerbaren Strom-Wärme-Anwendungen zu erhöhen. „Dass
die Gas- und Öllobby hierbei ihr Geschäftsmodell gefährdet sieht, ist
nachvollziehbar. Doch als staatseigenes Unternehmen
muss die dena zukünftig die Umsetzung des nationalen Klimaschutzplanes
und der völkerrechtlichen Verpflichtungen aus dem Pariser
Klimaschutzabkommen in den Mittelpunkt ihres Handelns rücken“, so Müller-Kraenner.
Mehr zum Thema:
http://www.duh.de/energie_gebaeude/
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