16. September 2017

ATOM-ENERGIE-NEWSLETTER VOM 15.09.2017


Liebe Leserinnen und Leser,

mit diesem Newsletter informieren wir Sie zunächst darüber, wie die
Parteien in Deutschland das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum
Atomausstieg umsetzen wollen. Wird es nach der Bundestagswahl zu
begrenzten Laufzeitverlängerungen kommen oder werden die Atomkonzerne
erneut von Entschädigungszahlungen proftieren können? Es folgt ein
Bericht über einen Beschluss des Deutschen Ärztetages, der sich den
IPPNW-Forderungen zum Atomkraftwerks-Rückbau angeschlossen hat.
Schließlich bildet das Thema "Atommüll" in diesem Newsletter einen
Schwerpunkt, gefolgt von Berichten über den Atomkraftwerksbau in China
und die globale Energiewende.
Mit freundlichen Grüßen
Henrik Paulitz und Dr. Alex Rosen

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NACH BUNDESTAGSWAHL: AKW-WEITERBETRIEB ODER ENTSCHÄDIGUNGSZAHLUNGEN FÜR ATOMINDUSTRIE?
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Die Ärzteorganisation IPPNW bedauert, dass es im Vorfeld der
Bundestagswahl nicht vollständig geklärt werden konnte, in welcher Weise
eine künftige Bundesregierung die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts
zum Atomausstieg umsetzen wird. SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke
lehnen einen begrenzten Weiterbetrieb von Atomkraftwerken kategorisch ab
und wollen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 6. Dezember 2016
in dem Sinne umsetzen, dass Entschädigungszahlungen an die Atomindustrie
„so gering wie möglich“ bzw. „nur im erforderlichen Maß“
ausfallen. Von CDU, CSU und FDP erhielt die IPPNW trotz mehrfacher
Nachfragen keinerlei Antworten, so dass ein begrenzter AKW-Weiterbetrieb
bzw. nochmalige nennenswerte Entschädigungszahlungen an die Atomindustrie
von diesen Parteien vor der Wahl nicht ausgeschlossen wurden.
Weiterlesen:
Antworten der Parteien - AKW-Weiterbetrieb oder Entschädigungszahlungen
für Atomindustrie? (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/artikel/de/akw-weiterbetrieb-oder-entschaedigun.html
)Offener Brief der IPPNW an Parteivorsitzende - Umsetzung des Urteils des
Bundesverfassungsgerichts zum Atomausstieg (Link:
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Offener_Brief_Urteil_Bundesverfassungsgericht.pdf
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Bundesverfassungsgericht_Muendliche_Verhandlung_01.jpg

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DEUTSCHER ÄRZTETAG UNTERSTÜTZT IPPNW-FORDERUNG ZUM AKW-RÜCKBAU
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Wird strahlendes Metall aus abgerissenen AKWs irgendwann unkontrolliert in
Heizkörpern, Kochtöpfen oder Autokarossen auftauchen? Beim AKW-Rückbau
ist vorgesehen, gering radioaktiven Restmüll aus dem Abriss von
Atomkraftwerken „freizumessen“. „Freimessung“ bedeutet, dass
gering radioaktives Material anhand willkürlich festgelegter Grenzwerte
und hypothetischer Belastungsdosen für unbedenklich erklärt und aus der
Aufsicht der Strahlenschutzbehörden entlassen wird. Der strahlende Abfall
soll dann ohne weitere Strahlenschutzkontrollen auf regulären
Mülldeponien gelagert oder überwiegend in die allgemeine
Wiederverwertung eingespeist werden. Vor diesem Hintergrund fordert die
Ärzteorganisation IPPNW seit längerem, aus gesundheitlichen Gründen
heraus dieser „Freigabe“ von gering radioaktivem Müll aus dem Abriss
von Atomkraftwerken einen Riegel vorzuschieben und hat ein
Alternativ-Konzept vorgelegt. Der Deutsche Ärztetag hat sich hinter die
Forderungen der IPPNW gestellt.
Weiterlesen:
Jörg Schmid: Deutscher Ärztetag unterstützt IPPNW-Forderung zum
AKW-Rückbau (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/atommuell/artikel/de/deutscher-aerztetag-unterstuetzt-ipp.html
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/AKW_Neckarwestheim_Kuehlturm_01.jpg

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GESUNDHEITSGEFAHR ATOMARES ERBE
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In Deutschland sehen wir uns derzeit als Gesellschaft mit der großen
Herausforderung konfrontiert, verantwortungsvoll mit den
Hinterlassenschaften des dämmernden atomaren Zeitalters zu verfahren. Die
atomaren Wüsten, die der Uranbergbau in Orten wie Ronneburg hinterlassen
hat mögen dank massiver Dekontaminations- und Renaturierungsmaßnahmen
zumindest oberflächlich beseitigt sein, die Uranminen des Erzgebirges zum
Teil verfüllt oder geflutet und die ersten Atomreaktoren werden langsam
„zurück gebaut“, aber das wahre Ausmaß des radioaktiven Erbes wird
uns gerade erst bewusst. Mehr als 70 Jahre nach Beginn des Atomzeitalters
wird zum ersten Mal im gesellschaftlichen Diskurs ernsthaft darüber
gesprochen, wie mit dem atomaren Müll umzugehen ist. Die Atomkonzerne in
Deutschland haben sich mit der Thematik längst befasst und die
Verantwortung für die Versorgung den von ihnen jahrzehntelang
produzierten Atommüll auf die Allgemeinheit abgewälzt – auf den Staat
und damit die Steuerzahler.

Weiterlesen:
Alex Rosen: Gesundheitsgefahr atomares Erbe (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/artikel/de/gesundheitsgefahr-atomares-erbe.html
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Atommuelllager_Gorleben_01.jpg

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ENDLAGERSUCHE HAT BEGONNEN
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Die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) hat im August damit
begonnen, bundesweit geologische Daten für die Suche nach einem
sogenannten „Endlager“ zu erheben, in das die hoch-radioaktiven
Abfälle aus den deutschen Atomkraftwerken eingelagert werden sollen. Dies
ist ein erster Schritt im neuen Standortauswahlprozess . Ziel des ersten
Verfahrensschrittes ist die Ermittlung von „Teilgebieten“ in
Deutschland, die grundsätzlich für die Errichtung eines Endlagers in
Betracht kommen.
Weiterlesen:
Henrik Paulitz: Endlagersuche hat begonnen (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/atommuell/artikel/de/endlagersuche-hat-begonnen.html
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Grossstrukturen-bei-Stassfurt_01.jpg

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TIEFENLAGER-SUCHE IN DER SCHWEIZ - SONDIERUNGSBOHRUNGEN 
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Die schweizerische Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver
Abfälle (Nagra) treibt die "Endlagersuche" in tiefen geologischen
Formationen weiter voran. Beim schweizerischen Bundesamt für Energie hat
sie weitere Gesuche für Sondierungsbohrungen eingereicht. Die
Endlagersuche konzentriert sich in der Schweiz jetzt auf die Regionen Jura
Ost im Aargau, Zürich Nordost im Zürcher Weinland und auf das Gebiet
Nördlich Lägern im Kanton Zürich.
Weiterlesen:
Tiefenlagersuche in der Schweiz (Link:
http://www.strahlentelex.de/Stx_17_736-737_S02.pdf )


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Grempen-Schweizer_Jura_im_Nebel_01.jpg

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AKW-BAU IN CHINA RÜCKLÄUFIG
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Seit Fukushima ist der Neubau von Atomkraftwerken weltweit rückläufig.
Wurden im Jahr 2010 offiziell noch die Errichtung von 15 Anlagen begonnen,
so waren es 2013 nur noch zehn und drei im Jahr 2016. Diese Zahlen sind
dem "World Nuclear Industry Status Report (WNISR)" zu entnehmen. Selbst in
China, wo im vergangenen Jahrzehnt die meisten Neubaustellen zu
verzeichnen waren, ist der AKW-Neubauten deutlich zurückgegangen: 2010
wurden in China noch 10 Atomkraftwerksbauten begonnen. 2015 waren es sechs
und im vergangenen Jahr sogar nur noch zwei Anlagen. Mycle Schneider,
einer der Autoren des WNISR-Berichts, sieht in dieser Entwicklung ein
mögliches Ende des chinesischen Sonderwegs.
Weiterlesen:
Nuclear newbuild projects at decade low: report (Link:
http://uk.reuters.com/article/us-nuclear-outlook/nuclear-newbuild-projects-at-decade-low-report-idUKKCN1BN1RM
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Daya_Bay_Nuclear_Power_Plant_01.jpg

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WORKSHOP-BERICHT "GLOBALE ENERGIEWENDE" VON ANGELIKA CLAUSSEN
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"Wie weiter mit dem Atomwaffenverbotsvertrag", Klimawandel, Waffenexporte
und extreme Ungleichheit aufgrund der gegenwärtigen neoliberalen
Weltwirtschaftsordnung als Konflikttreiber, das waren die Topthemen auf
dem Weltkongress der IPPNW in York. Mit mehreren Workshops zu aktuellen
zivil-militärischen Zusammenhängen, zur Energiewende, zum
Atomerbe/Atommüll sowie zum Uranbergbau gelang es uns, die von der
Kongressorganisation ausgesparten Atomthemen wieder in das Gesamtbild
hinein zu holen. Im Workshop zur globalen Energiewende und zum dazu
notwendigen Ausstieg aus den fossilen Energien Atom und Kohle legten wir
den Fokus auf den Versuch von einigen international tätigen
Atomkonzernen, den Neubau von Atomreaktoren durchzusetzen. Im Mittelpunkt
standen die englische und französische Atomindustrie, beide Länder sind
gleichzeitig Atomwaffenländer.
Weiterlesen:
Workshop-Bericht "Globale Energiewende" von Angelika Claußen
(Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/artikel/de/workshop-bericht-globale-energiewen.html
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Claussen_01.jpg

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