Veranstalter
der sechsten europäischen ReUse-Conference in Brüssel fordern die
Stärkung und den Ausbau von Mehrwegsystemen in Europa - Finanzielle
Anreize zur Mehrwegförderung
und transparente Verbraucherinformation erforderlich - Verleihung des
„European Refillable Award“ an die Logipack Pool GmbH
Berlin, 23.3.2017:
Derzeit erarbeitet die Europäische Kommission in Brüssel ein
Kreislaufwirtschaftspaket,
mit dem die europäische Abfallpolitik neu gestaltet werden soll. Auf
der heute in Brüssel stattfindenden ReUse-Conference forderten die
Konferenzveranstalter Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Europäische
Verband der Getränkefachgroßhändler (CEGROBB), die Vereinigung
kleiner und mittelständischer Brauereien in Europa (S.I.B.) und die
Reloop-Plattform, die Europäische Kommission dazu auf, Mehrwegsysteme
viel stärker als bisher im aktuellen EU-Kreislaufwirtschaftspaket zu
berücksichtigen. Hierzu müssten verbindliche Ziele
zur Abfallvermeidung, Wiederverwendung und zum Ressourcenverbrauch
festgelegt werden.
Mehrwegsysteme
spielen eine besonders wichtige Rolle bei der Umsetzung der
fünfstufigen europäischen Abfallhierarchie. Nicht vermeidbare Abfälle
sollen in abnehmender Prioritätenfolge
wiederverwendet, recycelt, verwertet oder beseitigt werden.
Mehrwegverpackungen entsprechen dieser Zielfolge in idealer Weise und
schneiden besser ab als das Recycling. Die Wiederverwendung von
Verpackungen und Produkten spart im Vergleich zur ständigen
Neuherstellung
nicht nur Ressourcen ein, vermeidet Abfälle und schützt das Klima,
sondern ist auch ein Motor zur Schaffung grüner Arbeitsplätze in der
Region.
Damit
wirksame Maßnahmen zur Abfallvermeidung und zur Förderung der
Wiederverwendung ergriffen werden, braucht es nach Ansicht des
DUH-Bundesgeschäftsführers
Jürgen Resch klare Vorgaben zur Verringerung des Aufkommens von Siedlungsabfällen.
„In Europa muss ein Umdenken stattfinden. Abfälle sollten nicht als
gegeben hingenommen, sondern aktiv vermieden werden. Zielquoten zur
Abfallvermeidung stärken Maßnahmen zur Wiederverwendung und tragen zum
Aufbau von Mehrwegsystemen bei. Die Wiederbefüllung
von Mehrwegflaschen und der Transport von Obst und Gemüse in
Mehrwegkisten werden einen Sprung nach vorne machen.“ Für
Restabfälle sollte ein Ziel von maximal 150 kg in 2025 und 130 kg in
2030 pro Jahr und Einwohner gelten. Für Verpackungsabfälle sollte
das Ziel maximal 120 kg in 2025 und 90 kg in 2030 pro Jahr und
Einwohner betragen. Im Durchschnitt verursacht jeder Europäer derzeit
etwa 260 kg Restabfälle und etwa 160 kg Verpackungsabfälle.
Günther Guder,
Präsident von CEGROBB, weist darauf hin, dass es für die
Wiederverwendung und das Recycling
keine gemeinsame Zielquote geben darf, so wie es bislang im von der
EU-Kommission vorgelegten Entwurf des Kreislaufwirtschaftspakets
vorgesehen ist.
„Einerseits würde eine gemeinsame Quote zu weniger Recycling führen,
da z.B. ohnehin vorhandene Mehrwegsysteme hinzugerechnet würden,
andererseits gäbe es kaum Anreize für eine Stärkung der
Wiederverwendung. Nur durch eine Trennung der Recycling- und
Wiederverwendungsquote
kann sichergestellt werden, dass die Abfallhierarchie eingehalten, die
Wiederverwendung gefördert wird und der Fokus der Wirtschaft sich nicht
überwiegend auf das Recycling richtet.“
Zur konkreten Umsetzung von Mehrwegpotentialen fordert Reloop-Geschäftsführerin
Clarissa Morawski separate Wiederverwendungsquoten für Verkaufs-, Transport- und Getränkeverpackungen.
„Das Europaparlament hat sich für Wiederverwendungsquoten von
Verpackungen zwischen 5 und 10 Prozent ausgesprochen. Das ist ein
wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings müssen diese
Ziele verbindlich sein. Zusätzlich zu diesen Zielen brauchen
wir eine noch klarere Abgrenzung zwischen unterschiedlichen Systemen,
wie beispielsweise Getränkeflaschen, Transportkisten oder herkömmlichen
Verkaufsverpackungen.“ Für Verkaufs-, Transport- und
Getränkeverpackungen sollte daher der verbindliche Anteil
wiederverwendeter Verpackungen an der in Verkehr gebrachten Menge um 10
Prozent bis 2025 und um weitere 20 Prozent bis 2030 im Vergleich zum
Stand von 2018 erhöht werden.
„Auf europäischer Ebene müssen wiederverwendbare Verpackungen durch ökonomische Anreize gefördert werden“,
sagt Jürgen Resch. „So lange es billiger ist, das ökologisch
Falsche zu tun und auf Einweg- oder Müllverbrennung zu setzen, fehlt für
die meisten Unternehmen der Anreiz, nachhaltiger zu wirtschaften.
Steuerliche Vorteile für Mehrwegverpackungen wären
eine Möglichkeit deren wirtschaftliche Attraktivität deutlich zu
steigern. Die EU-Kommission sollte hier klare Handlungsempfehlungen
aussprechen.“
Damit
Verbraucher ihre Kaufentscheidung zugunsten ökologischer
Mehrwegverpackungen treffen können, sollten diese gut sichtbar als
Mehrweg oder Einweg auf dem Produkt gekennzeichnet
werden. Dies ist insbesondere bei Getränkeverpackungen notwendig, weil
es sowohl Mehrweg- als auch Einwegflaschen aus Glas und Plastik gibt und
im Fall von Pfandsystemen beide wieder im Handel zurückgegeben werden.
Die
Einführung von Pfandsystemen für Einweggetränkeverpackungen kann auch
die Einführung von Mehrwegflaschen erleichtern. Der Aufbau von
Infrastrukturen zur Rücknahme von Einweg
ermöglicht gleichfalls die problemlose Rücknahme von Mehrweg.
Pfandsysteme sind darüber hinaus besonders gut geeignet, die
Verschmutzung der Umwelt mit Plastikflaschen zu stoppen und Wertstoffe
für denselben Einsatzzweck bereitzustellen. Aus diesem Grund sollten
europaweit Pfandsysteme auf Einwegplastikflaschen und Getränkedosen
eingeführt werden.
Zum
sechsten Mal zeichnen die DUH, CEGROBB, S.I.B. und Reloop
richtungsweisende Beispiele zur Optimierung und Stärkung von
Mehrwegsystemen mit dem European Refillable Award aus.
In diesem Jahr wird die Auszeichnung an die Logipack Pool GmbH
verliehen, welche durch neutral gestaltete Multipack-Kisten,
standardisierte Trays für Einzelflaschen, einheitliche Mehrwegfässer und
durch sechs Sortierzentren in Deutschland Transportentfernungen
von Mehrwegflaschen stark verkürzt. Dadurch werden wertvolle Ressourcen
geschont und das Klima entlastet. Das Beispiel der Logipack Pool GmbH
ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte und sollte europaweit Schule
machen.
Link:
Das gemeinsame Positionspapier „ReUse“ finden Sie unter
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