16. April 2016

ATOM-ENERGIE-NEWSLETTER VOM 15.04.2016


Sehr geehrte Damen und Herren,
wie schon im vergangenen Newsletter angekündigt, haben wir nach 5 Jahren
monatlicher Berichterstattung über die Atomkatastrophe von Fukushima
beschlossen, das Spektrum unseres Newsletters zu erweitern und zusätzlich
über weitere atom- und energiepolitische Themen zu berichten. Der
Newsletter wird daher künftig ATOM-Energie-Newsletter heißen. Die
Silbentrennung ist Absicht: wir fordern als IPPNW nicht nur ein Ende der
Atomenergie sondern eine globale Energiewende hin zu 100% sauberer,
friedlicher und regenerierbarer Energieerzeugung in Bürgerhand, gekoppelt
mit einem effizienten, bewussten und sparsamen Umgang mit Energie. Dies
sehen wir nicht nur als Beitrag zum Umweltschutz und der öffentlichen
Gesundheit, aber auch als friedenspolitische Maßnahme, um
Ressourcenkriege zu verhindern.
Anlässlich des Jahrestages, beginnen wir den Newsletter mit einem
Überblick über die gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe von
Tschernobyl und stellen die IPPNW Publikation „30 Jahre Leben mit
Tschernobyl – 5 Jahre Leben mit Fukushima vor“.
Die Lektion der Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima könnte
deutlicher nicht sein: der sofortiger Ausstieg aus der gefährlichen
Atomenergie. In Deutschland gibt es in diesem Punkt mittlerweile einen
breiten gesellschaftlichen Konsens. Es zeigt sich aber, dass selbst in
Deutschland der Atomausstieg unvollständig ist: Nach wie vor produzieren
in Deutschland zwei Atomfabriken Kernbrennstoff und Brennelemente für
Atomkraftwerke. Die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland rückt daher die
Forderung in den Mittelpunkt, endlich auch den Ausstieg aus der
Kernbrennstoffproduktion zu vollziehen.
Hinzu kommt, dass der Abriss von stillgelegten Atomkraftwerke erneut zu
Erkrankungen führen kann: Denn es ist geplant, radioaktives
Abrissmaterial „freizumessen“ und in die reguläre Wertstoffverwertung
einzuspeisen. Ärztinnen und Ärzte der IPPNW halten das für
verantwortungslos und wollen die Bevölkerung und Politik hierüber
informieren.
Abschließend stellen wir noch einen wichtigen Beitrag unseres
diesjährigen Atomkongresses vor – die Folgen von Radioaktivität auf
die Tier- und Pflanzenwelt in Tschernobyl und Fukushima. Aktuelle
Forschungen zeigen, dass die Strahlendefekte mit zunehmender Nähe zu den
Katastrophenmeilern zunehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Henrik Paulitz und Dr. Alex Rosen


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GESUNDHEITLICHE FOLGEN VON TSCHERNOBYL
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Vor 30 Jahren, am 26. April 1986, fand die Mär von der „sicheren
Atomkraft“ mit dem Super-GAU von Tschernobyl ein abruptes Ende.
Millionen Menschen wurden zu Opfern radioaktiver Verstrahlung. Riesige
Territorien wurden unbewohnbar. Die radioaktive Wolke zog um die ganze
Erde und in den Köpfen zahlloser Menschen wuchs die Erkenntnis von den
Gefahren der Atomenergienutzung. Auch in Deutschland erkrankten und
starben Menschen aufgrund der mit Nahrung und Atemluft in den Körper
aufgenommenen radioaktiven Partikeln.

Weiterlesen:
Angelika Claußen: 30 Jahre Leben mit Tschernobyl - Überblick über die
gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/gesundheit/artikel/de/ueberblick-ueber-die-gesundheitliche.html
)IPPNW-Bericht “Gesundheitliche Folgen der Atomkatastrophen von
Tschernobyl und Fukushima“ (Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Report_T30_F5_Folgen_web.pdf
)Neue Studie: Gesundheitsfolgen von Tschernobyl und Fukushima
(Link:
http://www.fukushima-disaster.de/deutsche-information/super-gau/artikel/1106fa6b5495ae25bd110d38d0ece601/neue-studie-gesundheitsfolgen-von-t.html
) „Maulkorb für die WHO“ (Interview mit Alex Rosen)
(Link:
https://www.freitag.de/autoren/felix-werdermann/maulkorb-fuer-die-who )


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/tschernobylwolke2.jpg

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DER ATOMAUSSTIEG IST UNVOLLSTÄNDIG
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Die Urananreicherungsfabrik in Gronau und die nur 27 km davon entfernte
Brennelementefabrik in Lingen produzieren Nuklearbrennstoff vorwiegend
für den Export. Die beiden Fabriken wurden in den deutschen
Atomausstiegsbeschluss nicht einbezogen. Dieser Skandal wird zwar von
zahlreichen lokalen und regionalen Bürgerinitiativen thematisiert, von
der bundesweiten Antiatombewegung jedoch bislang kaum wahrgenommen.

Weiterlesen:
Winfrid Eisenberg: Der Atomausstieg ist unvollständig (Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/sicherheit/artikel/de/der-atomausstieg-ist-unvollstaendig.html
)IPPNW-Anzeige am 11.03.2016 in der Süddeutschen Zeitung
(Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Anzeigen/SZ_Anzeige_160311.pdf )


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Urenco_gronau.jpg

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FREIGABE RADIOAKTIVEN MATERIALS BEIM AKW-ABRISS
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Bei weltweit ca. 440  betriebenen AKWs werden allein in Europa bis zum Jahr
2030 über 160 AKWs abgeschaltet (Statistica, 02/16). Zurück bleibt ein
giftiges nukleares Erbe, das jahrzehntelang von der Atomwirtschaft und der
Politik bagatellisiert wurde. Neben der Frage der sogenannten
„Endlagerung“ steht auch der Umgang mit dem Abriss der stillgelegten
Atomkraftwerke im Vordergrund. Hierbei fallen neben stark strahlenden
Materialien auch große Mengen an Stahl- und Betonabfällen an, die
geringfügig radioaktiv kontaminiert sind. Werden dabei bestimmte
Grenzwerte unterschritten, dann sollen diese Materialien überwiegend in
die normalen Abfallverwertung eingespeist werden. Die gesundheitlichen
Folgen für die Bevölkerung sind dabei nicht absehbar – denn auch eine
geringfügige zusätzliche Strahlenbelastung bedeutet ein gesundheitliches
Risiko.

Weiterlesen:
Jörg Schmid: Freigabe radioaktiven Materials beim AKW-Abriss
(Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/atommuell/artikel/de/freigabe-radioaktiven-materials-beim.html
)Freigabe radioaktiven Materials beim AKW-Abriss: Dauerhafter Einschluss
statt Rückbau? IPPNW-Akzente, 2016 (Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Akzente_AKW_Abriss_2016.pdf
)IPPNW: Gefahren ionisierender Strahlung: Ergebnisse des Ulmer
Expertentreffens vom 19. Oktober 2013 (Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Ulmer_Expertentreffen_-_Gefahren_ionisierender_Strahlung.pdf
)


IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Biblis_braunes-Feld-Hund_01.jpg

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FOLGEN DER ATOMKATASTROPHEN FÜR DIE NATUR
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Wenn große Mengen radioaktiver Substanzen in die Biosphäre gelangen, wie
vor 30 Jahren in Tschernobyl und vor 5 Jahren in Fukushima, kann man
Menschen evakuieren. Die in der freien Natur lebenden Tiere und Pflanzen
müssen jedoch da bleiben, wo sie sind. Von Strahlen verursachte
Veränderungen sehen wir bei Tieren und Pflanzen in der Regel früher als
bei Menschen. So kann an der japanischen Momi-Tanne seit dem Frühjahr
2012 beobachtet werden, dass die Haupttriebe nicht wie üblich gerade
weiterwachsen, sondern horizontale oder vertikale Gabelungen aufweisen. Je
näher die Tannen an den havarierten Reaktoren stehen, desto zahlreicher
und ausgeprägter sind diese Defekte, so dass offenbar eine
Dosis-Wirkungsbeziehung besteht. Auch in der Tierwelt, bei ortsständigen
Schmetterlingen, Zikaden, Vögeln, Rindern und wilden Affen, lassen sich
in Feldversuchen Aufwirkungen der Strahlung zeigen. Auf dem IPPNW-Kongress
„5 Jahre Leben mit Fukushima – 30 Jahre Leben mit Tschernobyl“
berichtete einer der weltweit führende Wissenschaftler auf dem Gebiet von
Strahlenschäden der nicht-menschlichen Biosphäre, Prof. Timothy
Mousseau, über den aktuellen Forschungsstand.

Weiterlesen:
Winfrid Eisenberg: Folgen der Atomkatastrophen für die Natur
(Link:
https://www.ippnw.de/atomenergie/gesundheit/artikel/de/folgen-der-atomkatastrophen-fuer-die.html
)Timothy Mousseau: Recent Developments Concerning Impacts To Non-Human
Biota in Fukushima (Link:
http://www.tschernobylkongress.de/fileadmin/user_upload/T30F5/F3_Mousseau_final_web.pdf

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