25. Februar 2015

Energetischer Umbau im Quartier: Das Beispiel Potsdam-Drewitz

(BUP) In der Diskussion um die Energiewende wird viel über die Stromerzeugung diskutiert, die Wärmeerzeugung ist dabei kaum ein Thema. Dies ist einer der Gründe, weshalb der energetische Umbau im Quartier zu den wichtigsten Vorhaben des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung in den kommenden Jahren gehört. Bei einem Besuch der Gartenstadt Potsdam-Drewitz hat Bauministerin Kathrin Schneider die wichtigsten Eckpunkte erläutert.

„Energieeffizienz und Klimaschutz sind wesentliche Elemente der Energiewende. Wenn wir die zum Erfolg führen wollen, müssen wir die Wende in der Wärmeversorgung mit denken und vorantreiben. Ein Drittel der Energie wird für die Beheizung von Gebäuden verbraucht. Quartiere wie Potsdam-Drewitz ermöglichen gebäudeübergreifende technische Lösungen der Wärmeversorgung, die häufig effizienter, preiswerter und umweltschonender sind, als die Beheizung einzelner Häuser. Der energetische Umbau im Quartier bezieht sich nicht nur auf die Gebäudesanierung. In Drewitz haben wir den Umbau der Verkehrsmagistrale Konrad-Wolf-Allee zu einem Stadtpark unterstützt. Damit konnten die CO2-Emissionen des örtlichen Verkehrs verringert werden. Langfristig sollen im Quartier  auch Angebote zur Nutzung von Miet-Fahrrädern gemacht werden“, sagte Ministerin Kathrin Schneider heute.

Oberbürgermeister Jann Jakobs zeigte sich erfreut: „Im vergangenen Jahr sind wir in der Landeshauptstadt für die Gartenstadt Drewitz zweimal ausgezeichnet worden. Schon hier waren unsere städtebaulichen Projektideen zur energetischen Sanierung und zum Klimaschutz in Drewitz wesentliche Ursachen für die Preisvergabe. Jetzt freuen wir uns, dass das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung einen Förderbescheid zur energieeffizienten Sanierung von sechs Wohn- und Geschäftshäusern in der Gartenstadt Drewitz übergibt. Das ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur emissionsneutralen Gartenstadt. Die entstehenden Mietpreis- und Belegungsbindungen ermöglichen außerdem eine sozialverträgliche Umsetzung der energetischen Zielsetzungen.“

Ministerin Schneider ergänzte, dass das Ministerium bereits zahlreiche Städte und Kommunen bei der Erstellung von Konzepten zum energetischen Umbau im Quartier unterstützt und beraten habe. „Beispiele für den energetischen Umbau im Quartier finden sich nicht nur hier in Potsdam-Drewitz, sondern auch in Wittstock ist ein ähnliches Projekt geplant, in Werder haben wir kürzlich ein kleineres Wohnbauprojekt ausgezeichnet, das entsprechend saniert worden ist. Bei diesen Maßnahmen greifen die energetische Sanierung und generationsgerechte Modernisierung der Wohnräume ineinander. Dabei ist es uns wichtig, dass die Mieten auch für Menschen mit niedrigen Einkommen bezahlbar bleiben“, sagte Ministerin Schneider.

Schneider übergab heute den Förderbescheid für das Projekt in der Gartenstadt Potsdam-Drewitz. Sechs Wohn- und Geschäftshäuser mit 148 Wohnungen werden saniert, darunter 44, die nach Abschluss der Arbeiten u.a. durch Einbau von Aufzügen barrierefrei erreichbar sind. Für 111 Wohnungen gibt es Mietpreis- und Belegungsbindungen, 59 Wohnungen davon unmittelbar in dem geförderten Bauvorhaben. Die Gebäude entsprechen nach Fertigstellung dem Effizienzhausstandard 70 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für besondere Wohnformen (Wohnen und Arbeiten) und Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss stehen etwa 360m² zur Verfügung. Die Förderung erfolgt über die soziale Wohnraumförderung mit 10,6 Mio. EUR, das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ mit 3,4 Mio. EUR und das Programm „Soziale Stadt“ mit  1 Mio. EUR. Baubeginn ist Mitte des Jahres.

Hintergrund zur Gartenstadt Potsdam-Drewitz

Das Quartier Drewitz im Südosten der Stadt Potsdam repräsentiert den Städtebau der DDR in den späten 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die insgesamt 2.883 Wohnungen sind in industrieller Bauweise überwiegend als fünfgeschossige Wohngebäude der Wohnungsbauserie WBS 70 errichtet worden. Die Konrad-Wolf-Allee bildete dabei das Stadtteilzentrum. In Drewitz leben zurzeit rund 5.900 Einwohner. Davon zählen 27% zur Altersgruppe jünger als 29 Jahre, mit abnehmender Tendenz sind die Altersgruppen 30-39 Jahre bzw. über 60 Jahre in Drewitz zu Hause. In einem Drittel der Haushalte leben Familien.. Nach der Wende sind kaum Sanierungen am Wohnungsbestand durchgeführt worden. Baulich ist das Quartier durch ein Seniorenzentrum, ein Hotel und das Havel-Nuthe-Center ergänzt worden. Weitere Investitionen erfolgten zur Verbesserung der Infrastruktur unter anderem in Kindertagesstätten und Schulen.

Das Kernprojekt für den Umbau des Stadtteils Drewitz ist die Umgestaltung der Verkehrsmagistrale der Konrad-Wolf-Allee zum Stadtteilpark bzw. zum Grünen Kreuz. Grundlage dafür war eine im Jahr 2009 durch das Bundesbauministerium prämierte Wettbewerbsidee. Durch eine intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Planungsprozess konnte eine hohe Akzeptanz und Identifikation mit dem Projekt erreicht werden. Das Projekt mit der Verknüpfung von energetischer Sanierung, Freiraumentwicklung und Verkehrsplanung wurde 2014 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet.

Für die Finanzierung der Gesamtkosten von rund fünf Millionen Euro für die Umgestaltung wurden Fördermittel in Höhe von 3,35 Millionen Euro aus dem von der Europäischen Union (EFRE) finanzierten Programm der nachhaltigen Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt.

In einem Pilotprojekt der Wohnraumförderung wurden die Wohnböcke Konrad-Wolf-Allee 14-24, Guido-Seeber-Weg 2-8 sowie Eduard-von-Winterstein-Straße 1-13 umgebaut. Die insgesamt 200 Wohnungen des Bautyps WBS 70 verteilen sich auf 17 Aufgänge. Davon sind 116 Wohnungen mietpreis- und belegungsgebunden, die Nettokaltmiete beträgt 5,50 Euro. Durch verschiedene Wohnungstypen konnte ein möglichst breites Angebot für Singles, Familien und Senioren entstehen. Die Gebäude haben Aufzüge, die die Wohnungen barrierefrei erreichbar machen.

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