30. Januar 2015

Zu sorglos: "Wir müssen das Wasser besser schützen" / DBU-Forum "Sanfte Medizin für sauberes Wasser" thematisiert Arzneimittelrückstände - 4. Februar

Osnabrück (ots) - Es geht um die eine entscheidende Frage: Wie kann der Eintrag von Arzneimittelrückständen in Oberflächen- und Grundwasser drastisch verringert werden? "Die Befunde geben Anlass, vorsorgend tätig zu werden, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): "In mehr als 70 Ländern der Welt wurden im Abwasser, Oberflächen- und Grundwasser über 500 verschiedene Arzneimittel und deren Abbauprodukte gefunden." Die Einträge stammen sowohl aus der Human- als auch aus der Tiermedizin. Unter den Medikamentenrückständen seien neben Antibiotika auch Hormone, Schmerzmittel, Antidepressiva und blutdrucksenkende Mittel. Bottermann: "Wir müssen vorsorgend tätig werden, um die hohe Qualität unserer Gewässer und des Trinkwassers zu erhalten. Auch um negative Auswirkungen auf Wasserlebewesen zu vermeiden, sollten wir die wertvolle Ressource Wasser weiter schützen." Dazu hat die DBU am 4. Februar Experten aus Wissenschaft, Politik, Medizin und Wasserwirtschaft zum DBU-Forum "Sanfte Medizin für sauberes Wasser" nach Osnabrück eingeladen.

"Wir haben Experten zu Gast, die das Problem der Arzneimittelrückstände aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und entlang des gesamten "Lebensweges" der Arzneimittel nach Lösungen suchen, die möglichen Risiken zu verringern", sagt Bottermann. Das reiche von der Menge und Form der verabreichten Medikamente über eine möglichst umweltfreundliche und leichter abbaubare Zusammensetzung bis hin zu den technischen und rechtlichen Möglichkeiten einer vierten Reinigungsstufe für Kläranlagen. Bottermann: "Grundsätzlich sollten so wenig Arzneimittelwirkstoffe wie möglich in das Abwasser gelangen." Trotz großer technischer Fortschritte blieben immer noch Arzneimittelwirkstoffe im gereinigten Abwasser zurück, mit dem sie in Bäche, Flüsse, Seen und teilweise ins Grundwasser gelangten.

Außerdem bestünden noch große Wissenslücken, wie genau die Wirkstoffe vor allem langfristig in der Umwelt und auf den menschlichen Organismus wirken. "Natürlich müssen Medikamente verabreicht bzw. eingenommen werden. Gleichzeitig dürfen wir jedoch die Belastungen nicht länger übersehen, die daraus für das Wasser und schließlich für Mensch und Umwelt entstehen", betont Bottermann. Von dem Psychopharmakon Oxazepam oder dem Empfängnisverhütungsmittel Ethinylestradiol (Anti-Baby-Pille) wisse man bereits, dass sie das Verhalten von Fischen beeinflussen oder deren Fortpflanzung beeinträchtigen würden. "Wir können nicht ausschließen, dass diese Mikroschadstoffe langfristig auch ein Problem für das Trinkwasser werden", sagt Bottermann.

Neben Niedersachsens Umweltminister und DBU-Kurator Stefan Wenzel werden Experten aus Abwasserwirtschaft, Human- und Veterinärmedizin, Mikrobiologie, Rechtswissenschaft sowie Politik an der Tagung teilnehmen. Wichtige Fragen werden darauf abzielen, welche Bedeutung die Arzneimittelrückstände für die Gewässer und auch das Trinkwasser haben. Können sie Umwelt und Gesundheit gefährden? Diskutiert werden auch die Möglichkeiten, das Risiko zu verringern. Was können etwa eine vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen oder Rücknahmesysteme für nicht verwendete Arzneimittel leisten? Weitere Themen sind die Perspektiven der Infektions- und Krankenhaushygiene auch im internationalen Vergleich, das Problem der Antibiotikaresistenzen und die Forschung an abbaubaren Wirkstoffen. Thematisiert werden auch die Rolle der Krankenhäuser, Ärzte, Verbraucher und Intensivtierhaltungen sowie die rechtliche Perspektive in Bezug auf das Arzneimittelgesetz und Wasserschutzrecht.

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